Die Zeit tickt anders im Blessed Gérard‘s Hospiz

Mein Bruder, Pater Gerhard, bekommt einen Anruf. Er fragt mich: „Möchtest du mitkommen, ich bin gerufen worden. Ich gehe zu einem Sterbenden.“ Ich zögere nicht und komme schweigend mit. Ich weiß nicht was auf mich zukommt, ich fühle mich beklommen um mein Herz. Wir betreten eines der vier Sterbezimmer des Blessed Gérard’s Hospizes. Neben dem Bett des abgemagerten jungen Mannes sitzt eine „Care giver“ (eine freiwillige Helferin) und hält dessen Hand. Mein Bruder streicht ihm sanft über seinen Kopf und  gibt ihm die Krankensalbung und er betet weiter. Ich fühle Frieden in dem Raum, unglaublichen Frieden. Innerlich bin ich ganz ruhig geworden. Mittlerweile sind die Gebete beendet. Wir sind einfach da und schweigen. Der Sterbende bewegt sich kaum, manchmal ein Augenreflex, teilweise Atempausen. Ich höre das Ticken der Uhr, die an der Wand hängt. Das Ticken wird lauter in mir. Vieles geht mir durch den Kopf. Was alles hat dieser Mensch hinter sich, wie hat er gelebt? Die Vergänglichkeit, aus dem Leben gerissen werden, der Tod meiner Eltern, die Geburt meiner Kinder. -Und ich blicke auf die Hände, die ineinander ruhen. Über dem Bett ist ein Schild mit dem Namen des Patienten. Sein Vorname ist Christopher. Therapie: „Loving Care“(Liebende Sorge). Ich weiß nicht wie lange wir schon in dem Zimmer sind. Mein Bruder nickt mir zu und fordert mich zum gehen auf. Die Helferin lächelt uns an und wendet ihren Blick wieder dem Sterbenden zu. Draußen sagt Gerhard leise zu mir. „Es dauert noch.“ Auf dem Weg zu seinem Büro erklärt er mir wie ein Mensch aus dem Leben scheidet. „Weißt Du“, sagt er „wir sind hier ein Hospiz. Die Menschen sterben hier einen würdigen Tod und sind nicht allein. Oft liegen Todkranke unversorgt in ihren Hütten in den eigenen Fäkalien und sterben einen grausamen Tod. Wenn die Patienten hierher kommen werden sie erst einmal gewaschen, wenn möglich gebadet. Sie liegen vielleicht das erste Mal in ihrem Leben in einem sauberen Bett. Sie bekommen Nahrung, medizinische Versorgung und  liebende Fürsorge. Ich sage immer es ist für die Kranken ein Kulturschock der Liebe.“ Und jetzt wo ich das hier alles hautnah miterlebe, spüre ich es und verstehe wovon er spricht.

Alle Kranken und Sterbezimmer im Blessed Gérard’s Hospiz tragen die Namen von Heiligen und selig gesprochenen des Malteserordens, der vom Seligen Gerhard im Jahre ? in Jerusalem gegründet wurde. Das Wirken wird im Gemälde am Ende des Ganges des Hospizes dargestellt. Mein Bruder hat sich den Namen des Ordensgründers des Malteserordens als seinen Ordensnamen gewünscht, als er am 01.09.1982 in den Orden der Missionsbenediktiner in St. Ottilien, beim heutigen Abtprimas der Benediktiner Notker Wolf eingetreten ist.    

Der Mensch bleibt Mensch im Mittelpunkt professioneller Hilfe

„Sie werden niemals getadelt, wenn sie Zeit bei einem Patienten verbringen. Und wenn der Kranke Sie eine Stunde braucht oder länger, um zu reden oder einfach, dass Sie seine Hand halten.“ Das erfährt jede Pflegekraft beim Einstellungsgespräch. Hauptamtliche vor allem zahlreiche ehrenamtliche Helfer machen diesen Himmel an Pflege möglich. Die von einer Vollkrankenschwester professionell geführte Krankenstation besteht aus drei? großen Räumen in denen jeweils 12? Betten stehen. Jedes Bett kann mit einem dichten Vorhang abgetrennt werden, was bei jeder Untersuchung des Arztes oder bei der individuellen Versorgung des Kranken selbstverständlich ist. Der Raum ist hell und freundlich und auffällig gut gelüftet. Von jedem Krankenzimmer aus können die Betten auch auf die große, extra dafür ausgerichtete Terrasse geschoben werden, damit vor allem die an Tuberkulose erkrankten Patienten Sonne und frische Luft tanken können. Das trägt sehr zur Gesundung der Erkrankten bei. Dort trainieren nicht Bettlägerige in angeleiteter  therapeutischer Gruppengymnastik ihre Muskulatur und sie freuen sich und lachen dabei, obwohl es für sie anstrengend ist. Ein mit vier Betten ausgestatteter Mutter-Kind Raum ist momentan mit vier jungen Männern belegt, da momentan keine Mutter mit Kind im Hospiz ist.

Die Stimmung in den Krankenzimmern ist freundlich und jeder Patient wird individuell versorgt.                   

Bekommt ein Kranker mehr als drei Besucher, dann wird der Patient je nachdem mit dem Rollstuhl oder mit dem Krankenbett in das große Besucherzimmer geschoben, das gleichzeitig auch als Aufenthaltsraum für die Kranken dient.

Im Hintergrund arbeiten viele fleißige Hände ineinander. Sei es in der Küche, in der Wäscherei oder im Bad und Fäkalienraum.     

 


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