Clare Kalkwarf über unser Kinderheim

Szene aus unserem Videofilm "Eine unvergängliche Bruderschaft":

Das ist Themba. Themba kam zu uns als sie drei Monate alt war. Sie wurde von ihrer Mutter misshandelt und die Sozialarbeiter nahmen sie ihrer Mutter weg und vertrauten sie unserer Sorge an. Die Sozialarbeiter versuchen die Mutter zu rehabilitieren, so dass Themba zu ihr zurückkehren kann. Zwischenzeitlich bleibt sie bei uns. Sie ist gewachsen und hat sich wie ein normales kleines Mädchen entwickelt und wie Sie sehen, die Narbe an ihrem Bein ist jetzt beinahe verschwunden. Sie ist jetzt eineinhalb Jahre alt und ein ganz glückliches normales Kind. Das ist ein Foto als Themba zu uns kam. Sie sehen eine Brandwunde an ihrem Bein von einem Bügeleisen. So hat sie ihre Mutter misshandelt. Wir haben die Wunde versorgt und sie ist jetzt ein wunderbares kleines Mädchen.

O.k., das ist Nokubonga. Nokubonga kam sechs Wochen zu früh auf die Welt. Als sie zu uns kam, war sie sehr unterernährt. Sie war unterentwickelt und wuchs nicht. Ihr Vater zahlte ihrer Mutter keine Alimente, so überließ die Mutter Nokubonga ihrem Vater und verließ beide. Der Vater hatte keine Ahnung, was er mit einem so winzigen Baby anfangen sollte und alles womit er sie fütterte war Zuckerwasser. Gottlob war er vernünftig genug und ging zu den Sozialarbeitern. Die riefen uns an und baten uns, sie aufzunehmen und uns um sie anzunehmen. „Natürlich können wir sie nehmen“, sagten wir. Sie ist jetzt eineinhalb Jahre alt, hat sich prächtig entwickelt, ist wohlgenährt und glücklich, fröhlich und sehr intelligent, hat ihren eigenen Charakter und stellt allerhand an.

Auch Bongani ist jetzt eineinhalb Jahre alt. Er wurde von seinem eigenen Vater zu uns gebracht, weil er unterernährt war und er ist viel zu klein für sein Alter. Etwa einen Monat nachdem Bongani zu uns kam, starb seine Mutter an AIDS, nicht in unserem Hospiz, sondern in einem staatlichen Krankenhaus. Bonganis Problem ist, dass er an „kindlichem Alkohol Syndrom“ leidet, das heißt seine Mutter war Alkoholikerin. Sie trank und rauchte erschreckend viel während der Schwangerschaft. Bongani war viel zu klein als er geboren wurde und hat nie die richtige Größe erreicht. Wie gesagt, er ist eineinhalb Jahre alt und sollte doppelt so groß sein, wie er jetzt ist. Er ist ein ziemlich intelligenter Kerl und kann gut lernen. Darum sind wir froh. Wir versuchen ihn soweit zu bringen, dass er zu wachsen beginnt. Dann wird er zu seinem Vater zurückkehren, der sich dann um ihn annehmen wird.

Mxolisi ist jetzt neun Jahre alt. Mit acht Jahren kam er zu uns. Er leidet an einer schlimmen Epilepsie. Er hatte einen Gehirninfarkt bei seiner Geburt und deshalb ist er geistig sehr zurückgeblieben. Seine Mutter ist an AIDS gestorben, aber gottlob er ist nicht HIV-positiv. Als er aufgenommen wurde, war er halb verhungert und seine Epilepsie war unbehandelt. Er bekam keine Medizin und so hatte er vier bis fünf Anfälle pro Tag. So sah er bei seiner Aufnahme aus. Er wog mit acht Jahren nur zwölf Kilo und wie Sie sehen, war er sehr unterernährt. Mxolisi ist seit über einem Jahr bei uns. Schon nach wenigen Wochen guter Ernährung und dauernder Medikamenteneinnahme brachten wir ihn soweit, dass er reagierte. Als er zu uns kam war er völlig reaktionslos. Er lachte nicht, er weinte nicht, war nie ärgerlich, war nie fröhlich. Er zeigte absolut keinerlei Emotionen und wenn man mit der Hand vor seinen Augen winkte, reagierte er nicht. Wie sie anhand der Bilder erkennen können, hat er sich enorm gebessert und entwickelt. Er hat viel an Gewicht gewonnen und er ist glücklich. Er ißt ordentlich und wir haben in Zusammenarbeit mit den staatlichen Krankenhäusern, die uns bewundernswert viel geholfen haben, seine Anfälle ziemlich in Griff bekommen. Sie sehen, Mxolisi ist sehr glücklich und wird einmal erwachsen werden.

O.k., dieser kleine Junge, Thembinkosi, ist vier Jahre alt. Er ist etwas mehr als ein Jahr jetzt bei uns. Er war hier zusammen mit seiner Mutter, beide mit voll ausgebrochenem AIDS. Seine Mutter starb letzte Woche hier in unserem Hospiz und sie bat uns am Sterbebett, dass er bei uns bleiben dürfe. Der Vater ist unauffindbar und es gibt keine anderen Familienangehörigen und so ist er ein echter Aids-Waise. Wir werden uns um ihn annehmen und ihn pflegen bis ihn der Herr zu sich ruft. Solche Kinder werden normalerweise nicht älter als zehn Jahre und so können wir ihm wenigstens ein paar gute Lebensjahre ermöglichen, wo er wachsen und bei uns glücklich und zufrieden sein kann.

Gut, diese Kinder in unserem Kinderheim haben unterschiedliche soziale Probleme. Einige davon sind Sozialwaisen, einige Aids-Waisen und einige sind selber HIV-positiv. Wir haben mehrere Kinder, die von ihren Eltern ausgesetzt wurden und die dann von den Sozialarbeitern der Regierung in unsere Obhut übergeben wurden. Wir haben zum Beispiel ein Kind, das im Krankenhaus ausgesetzt wurde als es drei Monate alt war. Seine Mutter brachte ihn dorthin, weil er krank war, aber hat ihn nie abgeholt. Er wuchs vier Jahre lang in der Kinderstation eines Buschhospitals auf bis die Sozialarbeiter von Blessed Gérard’s Kinderheim hörten. Sie baten uns ihn aufzunehmen bis sie entweder Adoptiveltern oder eine Pflegefamilie für ihn finden.

Es gibt ein anderes Kind mit einer sehr traurigen Geschichte: Es wurde dreimal ausgesetzt. Zum erstenmal kam es von seiner Mutter an den Vater, dann durch den Vater an die Mutter einer Lebensgefährtin von der er sich getrennt hatte und die natürlich keine Verwandte war. Diese Frau misshandelte dann das Kind. Sie ließ ihn verwahrlosen und schließlich setzte sie ihn bei uns aus. Der arme kleine Junge war in seiner Entwicklung weit zurückgeblieben, er war unterernährt und er hatte Wunden über seinen ganzen Körper verstreut. Jetzt hat er sich gut eingelebt. Er geht zum Kindergarten im Ort und kommt dort recht gut mit. Seine körperliche Entwicklung hat sich sehr gebessert und er ist ganz in die Gemeinschaft hinein gewachsen.

Wir haben ein anderes Geschwisterpaar, die von ihren alkohol-abhängigen Eltern Missbraucht wurden. Die Sozialarbeiter haben sie unserer Obhut anvertraut, um sie in Sicherheit zu bringen, bis sie eine endgültige Lösung für ihre Probleme finden werden, höchstwahrscheinlich eine Pflegefamilie.

Wegen all dieser sozialen Probleme, von denen viele mit AIDS in Zusammenhang stehen – Eltern sterben an AIDS und Kinder werden aus finanziellen Gründen ausgesetzt, weil der Vater oder die Mutter an AIDS gestorben ist und der Großmutter überlassen werden. Die Großmutter stirbt auch und die Kinder müssen von ihren elf- oder zwölf-jährigen Geschwistern großgezogen werden. Diese Kinder brauchen ein zu Hause. Solche Kinder wurden unserer Obhut anvertraut durch Sozialarbeiter, Eltern, Brüder, Schwestern, Onkel, Tanten, oder durch die Polizei oder von Menschen die selbst nicht mehr aus und ein wissen. Sie kommen finanziell nicht zurecht mit ihren eigenen Familien und jetzt werden sie auch noch gebeten, die Verantwortung für anderer Leute Kinder anzunehmen.


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