AIDS und traditionelle Heilmethoden - Juli 1998

Besorgniserregend ist, dass viele Zulu im hiesigen Gebiet mehr ihren traditionellen Medizinmännern vertrauen als der modernen Medizin. Das wäre nicht weiter schlimm, würden sie nur pflanzliche Substanzen einnehmen, die ihnen eine subjektive Erleichterung verschaffen können. Bei einer weit verbreiteten Behandlungsmethode schneiden die Medizinmänner mit Rasierklingen viele kleine Schnitte in die Haut von HIV-positiven Personen und reiben dann "Medizin" in die entstandenen Wunden. Verwenden sie die gleiche Rasierklinge beim nächsten Patienten, wird die Behandlung des einen zum Tod bringenden Nebeneffekt für den anderen.

Erschwerend kommt hinzu, dass etwa die Hälfte der AIDS-Patienten an Lungentuberkulose leidet. Viele weigern sich, Medikamente einzunehmen aus Unverständnis, dass dies wirklich notwendig ist.

Eine wirksame Behandlung wird zudem durch den Aberglauben gefährdet, das Auslösen von Erbrechen "reinige den Körper". Die Einnahme von Medikamenten, die von Ärzten verschrieben werden, wird damit sinnlos, wenn sie gleich wieder erbrochen werden.

Viele Angehörige meinen den Anblick ihres sterbenden Angehörigen nicht ertragen zu können und verbannen ihn deshalb aus dem Familienverband.

Am schlimmsten aber ist das weit verbreitete Gerücht, man könne AIDS durch sexuellen Kontakt mit einer Jungfrau bekämpfen. Zahllose Vergewaltigungen von Mädchen, oft schon von Dreijährigen aufwärts, sind die traurige Folge. Unbeschreiblich ist das Leid dieser Kinder durch die körperliche Verstümmelung, das psychische Trauma und die übertragene HIV-Infektion.

Bestehende Ängste können nicht durch Drohungen oder Strafen beseitigt werden. Da hilft nur ausführliche Aufklärung und Vertrauensbildung.


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